Das Werdersche Bier
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»_und ehe dich,
o Bayrische, wir hatten,
Erschien ankündigend
In braunem Schaum
Die Werdersche.
Ihr Leben war ein Traum.«
Theodor Fontane
Wanderungen durch die Mark
Brandenburg
Dritter Teil: Havelland
Der Schwielow und seine Umgebung >>Die Werdersche<<
Projekt Gutenberg

Bernsteinfarben, süffig, malzbetont und mit 4,8 Prozent Alkohol wird das Werdersche nun erstmals seit mehr als 80 Jahren in den Kellern der Braumanufaktur im Forsthaus Templin produziert. Daneben werden wie bisher im Wechsel Pilsner, Lager, heller und dunkler Bock, Braun- und Weizenbier gebraut.
Theodor Fontane war von dem Getränk seinerzeit so beeindruckt, dass er ihm die o.g. Ode widmete.

Grandioser Aufstieg und Niedergang des Werderaner Brauereiwesens
Von Reimar Golz
Werder. Die ersten Nachrichten stammen aus dem Jahre 1617. Allerdings wurde damals das Bier nur in kleinen Mengen gebraut und war oft nur für den Hausgebrauch oder für die Mönche des Klosters Lehnin gedacht. Zur Zeit König Friedrich Wilhelm I. mussten die Werderaner an das Domänenamt Lehnin 1 Taler 16 Groschen Zapfzins zahlen. Diese Abgabe wurde jedoch 1713 aufgehoben „weil Werder nun selbst braut und kein brandenburgisches Bier mehr ausgeschenkt wird.“ 1784 gab es in Werder bereits 21 Brauer und 2 Brauknechte.
Die erste Werdersche Brauerei von Rasenack entstand in unmittelbarer Nähe vom Gesellschaftshaus am Markt auf der Insel.
Das war um 1800. Im Jahre 1840 gründete F. W. Hoffmann seine Brauerei an der Brandenburger Strasse 1/ Ecke Kemnitzer Strasse.
Bereits 1854 gab es in Werder vier große Brauereien. Georg Bauer hatte eine Brauerei Unter den Linden 1, F. W. Hoffmann in der Brandenburger Strasse 1, Lerch und Plettenberg in der Eisenbahnstrasse 175/176 sowie Schultze und Hildebrand die am Markt 1.
Ausgeschenkt wurde das „Werdersch Bier“, wie es im Volksmund genannt wurde. Dazu berichtet eine Anzeige vom 25. Februar 1868:“ Werdersch -Bier (Gesundheitsbier) 30 Flaschen 1 Thaler“. Dem gegenüber stand das Actien -Bier von Tivoli Berlin mit 20 Flaschen für 1 Thaler! Das Werdersch Bier wurde als „Gesundheitsbier“ überall angepriesen und auch weit über Werders Grenzen, besonders nach Berlin geliefert. In einer Annonce der Brauerei Schultze und Hildebrand von 1895 heißt es dazu: „Werdersches Gesundheitsbier -Reich an Extrakt- nicht berauschend. Der vereidigte Gerichtchemiker Herr Dr. Paul Jeserich (Inhaber des Professor Dr. Sonnenschein’schen Laboratoriums) hat sich über unser Bier gutachterlich folgendermaßen geäußert: „Das von mir entnommene Werdersche Bier aus der Brauerei von Schultze und Hildebrand in Werder a. H. wurde einer eingehenden Analyse unterzogen, welche folgende Daten ergab: Das Bier hatte ein specifisches Gewicht von 1.035 bei 15 Grad C, 10,95 Gramm Extrakt, 2,24 Gramm Alkohol, 3,51 Gramm Zucker, 6,03 Gramm Gummi und Dextrin. Fremde Bitterstoffe waren in dem Bier nicht nachweisbar. Aus vorstehenden ergibt sich, dass das Werdersche Bier ein durchaus reines, unverfälschtes, in seiner Zusammensetzung gutes und allen der Stärkung Bedürftigen zu empfehlen ist. gez. Dr. Paul Jeserich.“ Brauereichef G. Bauer sagte in einer Annonce aus gleicher Zeit: „Das echte Werdersche Bier, welches als vorzügliches Haus- und Tischgetränk in keinem Haushalt fehlen sollte, besonders jedoch für Blutarme, Wöchnerinnen und Reconvaleszenten zu empfehlen ist, liefere ich …“ Und das Bier fand zunächst volle Resonanz. Doch die Konkurrenz war groß. Zwar kam es am 22. Februar 1896 zu einem Zusammenschluss der vier Brauereien unter dem Namen „Vereinigte Werdersche Brauereien“. Die ersten Nachrichten über den Rückgang des Werderschen Bieres stammen aus einer Generalversammlung der Aktionäre am 16.12.1897. Noch im Mai 1897 wurde das Werdersche Bier täglich mit einem Dampfer nach Berlin transportiert. Der Umsatz ging aber weiter und weiter zurück, auswärtiges Bier, aber auch Löwenbräu und Schultheiss gewannen an Boden und so kam es dann ab 1910 zu einem langsamen Niedergang. Von 1912 bis 1916 lief ein Konkursverfahren. Zwar war es inzwischen zu einem Zusammenschluss unter dem Namen „Brauereigenossenschaft Potsdam Werder, Zentrale Werder a. H.“ gekommen aber auch das rette nichts mehr.
Das letzte Foto der Vereinigten Brauerei entstand im Jahre 1909 und die letzten Anzeigen der Brauereigenossenschaft Potsdam -Werder erschienen 1913.
Ein Bericht aus den Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 20.04.2001
Brauerei F. W. Hoffmann in Werder im August 1895

Vereinigte Werdersche Brauereien 1909

Etiketten von Werderschen Brauereien


